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Die Entwicklung der elektrischen Fahrradbeleuchtung (1886 - 1936)

Patent aus 1886
Patent aus 1886

Einleitung

Es wurde in den Niederlanden bisher nicht viel zur Entwicklung der elektrischen Fahrradbeleuchtung geschrieben. Die Aufmerksamkeit gilt häufiger den doch etwas spektakuläreren Vorläufern wie der Öl- und der Karbidlampe. Die elektrische Beleuchtung, vom Konzept her inzwischen etwa 110 Jahre alt, hat eine interessante Entwicklung hinter sich. Seit ungefähr 60 Jahren ist diese vom Grundprinzip her abgeschlossen.

     Dieser Artikel behandelt die Entstehungs- und Entwicklungsphase der elektrischen Fahrradbeleuchtung, die grob gesagt von 1886 bis 1936 stattfand. Das Hauptaugenmerk gilt dabei der äußeren Form der Lichtanlagen und nicht so sehr der Technik. Eine vollständige Beschreibung dieses Teils der Fahrradgeschichte würde ohne Weiteres ein ganzes Buch füllen. An dieser Stelle beschränken wir uns auf eine Auswahl der "Highlights" (um im passenden Jargon zu bleiben).

Erfindung und frühe Konstruktionen

Das erste bekannte Patent für eine elektrische Fahrradbeleuchtung stammt aus 1886 und wurde in England entwickelt. Alle charakteristischen Elemente eines Wechselstromdynamos mit Scheinwerfer waren in dieser Konstruktion bereits vorhanden (Antrieb mit Hilfe des Mantels, Magnet mit Wechselspulen, Kabel und Scheinwerfer, Andrückmechanismus). Ausgehend von diesem Entwurf entwickelte der deutsche Fabrikant Richard Weber 1887 eine Lichtanlage für den stolzen Preis von umgerechnet 67,50 Gulden. Abgesehen von diesen hohen Kosten ließ auch die Qualität des verwendeten Materials zu wünschen übrig, sodass dieser ersten Einführung einer elektrischen Beleuchtung kein Erfolg beschert war. Seltsamerweise tat sich in den zwanzig darauffolgenden Jahren in diesem Bereich praktisch nichts. Um 1900 bestimmten Öl-, Kerzen- und vor allem Karbidbeleuchtung das Bild.

 

1912 in den Niederlanden vertriebene Beleuchtung, wahrscheinlich von Berko Soweit bekannt war der nächste Schritt die Entwicklung eines neuen Typs um 1908 durch die Firma Berko aus Berlin. Diese Konstruktion fand in beschränktem Umfang in Deutschland Absatz. Etwa 1912 wurde in niederländischen Katalogen erstmals wieder für elektrische Fahrradbeleuchtung inseriert. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um den ersten Berko-Typ, einen Dynamo ohne Gehäuse, der auf der Lauffläche des Mantels lief (Preis NLG 13,50).

 

1912 in den Niederlanden vertriebene Beleuchtung, wahrscheinlich von Berko

 

Aus dem Jahr 1913 stammt das erste Modell der Schweizer Herstellers Lucifer, das in den Niederlanden unter dem Namen VT bekannt wurde (eine Abkürzung des Namens des Importeurs Van Tertholen). Dieses Modell erwies sich als ein hochwertiges und langlebiges Produkt und wurde, mit gewissen Änderungen, bis 1932 hergestellt. Ein Vorteil dieses Modells war die Austauschbarkeit aller Einzelteile. Wegen der relativ hohen Kosten (NLG 11,50 für einen Satz) blieb der Absatz der VT-Beleuchtung in den 10er-Jahren beschränkt.

 

erster Lucifer-Dynamo von 1913
Erster Lucifer-Dynamo von 1913
(ein Foto eines späteren Modells finden Sie unten auf Seite 2 dieses Artikels)

 

Bulli-Dynamo Um 1920 erschien eine völlig andere Konstruktion auf dem Markt: das Bulli-Modell. Der Dynamo hatte dabei die Form eines Schuhcremedöschens und die Antriebsrolle lief auf der Felgeninnenseite. Dieses deutsche Modell wurde von verschiedenen Herstellern angeboten (Gloria, Phillips, Berko, Lohmann). Die unten stehende Abbildung zeigt eine komplette Lichtanlage, hergestellt von Berko. Interessante Details sind der zwischengeschaltete Batteriehalter - in Deutschland häufig verwendet um auch im Stillstand Licht zu haben - und das Rücklicht. Nachteil dieses Modells war die geschlossene Konstruktion. Es wurde bis etwa 1930 produziert.

 

Bulli-Dynamo der Bullinger Werke AG, Stuttgart, von F. X. Bullinger (der Dynamo wurde mit Hilfe eines losen Halters montiert)

 

Bulli-Modell in der Ausführung von Berko, ab ca. 1920
Bulli-Modell in der Ausführung von Berko, ab ca. 1920

 

Ein drittes Basismodell ist der flache Berko Original Dynamo aus 1921. Dieser Dynamo besitzt eine sehr spezielle Konstruktion (Drehmechanismus, Stromübertragung) und hebt sich auch durch seine enorme Größe von anderen ab (Gewicht ca. 1 kg). Ein normaler dimensioniertes Modell folgte 1925.

 

Berko, 1922
Berko, 1922

 

Lucifer/VT, Bulli und Berko gehören zu den Pionieren der elektrischen Fahrradbeleuchtung mit, wie wir gesehen haben, sehr unterschiedlichen Modellen. Ab ca. 1924 erschienen eine große Zahl anderer Fabrikanten auf dem Markt und wurde das Produkt in raschem Tempo perfektioniert. (Übrigens steht in deutschen Texten aus dieser Zeit nicht "der Dynamo", sondern "die Dynamo", wahrscheinlich in Analogie zu "die (Licht)maschine".)

 

Lucifer-Katalog 1921

 

 

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Last update: 16.03.2001