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Gehen wir vorweg davon aus, daß
Sie nicht die große Kontermutter am oberen Ende des Lenkkopfs losgeschraubt haben
in der Hoffnung, daß so der Lenker freikommt. Sie haben statt dessen die Klemmschraube,
die durch den ganzen Lenkerschaft reicht, oben losgeschraubt, mit einem kleinen Hammer
nach unten geschlagen, und trotzdem sitzt der Lenker immer noch fest. Um keine unnötige
Gewalt anwenden zu müssen, kontrollieren Sie zuerst zwei Dinge:
- Bei einem Lenker mit Bremsgestänge: Sind die Klemmschrauben, die die vertikalen Stangen
zusammenhalten, gelöst? Sonst wird der Lenker nämlich beim Herausziehen vom
Bremsgestänge festgehalten. (Bei einer Mantelbremse: 1 Klemmschraube, bei
stangenbetätigten Felgenbremsen für vorne und hinten: 2 Klemmschrauben.)
- Ist der Lenkerschaft eventuell im Lenkkopf abgebrochen? Das ist daran zu merken, daß
der Lenker beim nach vorne Drücken und nach hinten Ziehen im Lenkkopf
"wackelt". Mit etwas Glück bekommen Sie den Lenker dann trotzdem mit der hier
beschriebenen Methode 1 los, andernfalls müssen Sie die lange Klemmschraube ganz
herausschrauben, den Lenker herausziehen und den abgebrochenen Teil des Schafts, der noch
im Gabelschaftrohr steckt, mit einem neuen Lenker (und ein wenig Rostlöser) tiefer in das
Gabelschaftrohr schlagen.
Versuchen Sie es erst mit der folgenden, sanften
Methode. |
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Sorgen Sie dafür, daß die
Achsmuttern des Vorderrads ordentlich festgeschraubt sind. Stellen Sie das Fahrrad auf den
Kopf und klettern Sie zwischen Tretlager und Vorderrad. Stellen Sie sich auf die Enden des
Lenkerrohrs und halten Sie sie mit den Füßen gut fest. Greifen Sie nun das Vorderrad mit
beiden Händen an den Speichen (oder bei vorheriger Demontage des Schutzblechs evtl. am
Mantel), an zwei möglichst weit auseinanderliegenden Stellen, und verdrehen Sie das Rad
seitwärts, während der Lenker festgehalten wird. Sie nutzen auf diese Weise anstatt des
(schmäleren) Lenkers das ganze Vorderrad als Hebel.
Wenn sich jetzt etwas bewegt, ziehen Sie während des hin und her
Drehens gleichzeitig am Rad, bis der Lenker herauskommt. Halten Sie dabei Ihren Rücken
unbedingt gerade, um vorzeitige Altersleiden zu vermeiden!
Um in schwierigen Fällen überhaupt erst einmal Bewegung in die
Sache zu bekommen, können Sie auch das Vorderrad und das Vorderschutzblech demontieren
und dann eine Stange oder ein schweres Rohr zwischen die Gabelscheiben stecken (möglichst
dicht bei der Gabelkrone!). Sie verwenden dieses nun als Hebel, um Lenker und Vordergabel
ein wenig gegeneinander zu verdrehen, wobei Sie natürlich weiterhin auf dem Lenker
stehenbleiben.
Vorsicht! Wenn Sie zu kräftig drehen, kann sich die Vordergabel
verziehen. Bei einer alten, stabilen Vordergabel ist dieses Risiko nicht so groß, aber
übertreiben Sie es nicht.
Nützt auch das nichts, dann muß ein schwereres Geschütz her
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Für diese Methode brauchen Sie
also einen Gasbrenner. Diese mit Campinggas betriebenen Brenner gibt es für 50 Mark im
Handel. Sie sind auch für andere Fälle, bei denen Teile festgerostet sind, sehr zu
empfehlen.
Schrauben Sie die Kontermutter des Lenklagers und den evtl.
darunterliegenden Scheinwerferhalter ab und schieben Sie diese über den Lenkerschaft zur
Seite. Nun liegt ein Stück des Gabelschaftrohrs mit Gewinde frei. Dieses Stück muß mit
der Flamme des Gasbrenners etwa eine halbe Minute lang erwärmt werden. Richten Sie die
Flamme nicht immer auf dieselbe Stelle, sondern bewegen Sie sie rundum. Machen Sie den
Brenner nun aus, stellen Sie ihn weg und versuchen Sie, Vordergabel und Lenker wie bei
Methode 1 beschrieben zu verdrehen. Verlieren Sie dabei möglichst wenig Zeit, da
sich das Eisen in Sekundenschnelle wieder abkühlt.
Bei beiden Methoden geht es besser, wenn Sie
Vorderrad und Vorderschutzblech abschrauben und das ganze Fahrrad mit der Gabelkrone in
einen großen Schraubstock klemmen (das Rad schwebt nun also in der Luft). Dazu brauchen
Sie natürlich erst einmal einen solchen Schraubstock sowie ausreichend Bewegungsfreiheit
drumherum. |
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