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Die Entwicklung des Faltrads in den Niederlanden (bis 1964) |
Der vorliegende Artikel beschreibt die Entwicklung des Faltrads
in den Niederlanden von den frühesten Anfängen bis zur Tweewieler-RAI in Amsterdam im Frühjahr 1964, einer Zweiradmesse,
die heute allgemein als der Moment des Durchbruchs der Falträder in den Niederlanden angesehen wird. Diese Entwicklung
verlief in drei Phasen, die sich durch die unterschiedlichen Verwendungszwecke kennzeichnen, die den Konstrukteuren der
Modelle seinerzeit vorschwebten. Neben Falträdern, also Fahrrädern, deren Abmessungen durch Scharnierkonstruktionen oder
dergleichen wesentlich verringert werden können, bezieht sich dieser Artikel auch auf Zerlegeräder, bei denen derselbe
Zweck durch einfache Teilbarkeit des Rahmens erreicht wird. Wenn in diesem Artikel von Falt- bzw. Klapprädern die Rede
ist, sind immer beide Kategorien gemeint, sofern nicht anders angegeben.
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Falträder für die Armee
Die Anfänge des Faltrads in den Niederlanden liegen in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Damals
wurden im In- und Ausland verschiedene Konstruktionen entwickelt, um Fahrräder kleiner und transportabler zu machen.
Neben privater Nutzung ging es dabei in erster Linie um den Einsatz faltbarer Fahrräder für militärische Zwecke.
Gewöhnliche Fahrräder wurden bereits um 1885 in der Armee in Österreich, England,
Frankreich und Deutschland auf ihre Zweckmäßigkeit hin getestet. Radfahrer erwiesen sich als nicht sehr geeignet für
Kampfhandlungen, wohl aber für die schnelle und geräuschlose Fortbewegung, einschließlich des Einsatzes als Kurier.
Ein faltbares Rad musste dabei besonders einfach über Hindernisse und durch unebenes Gelände getragen werden können. /1/
Wer der Erfinder der ersten Faltradkonstruktion ist, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, und es ist auch
die Frage, wie der Begriff Faltrad genau abzugrenzen ist. Ein Pionier in diesem Bereich war mit Sicherheit der
Amerikaner Michael B. Ryan, der bereits im Dezember 1893 ein Patent für ein faltbares Niederrad beantragte. /2/ |
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Faltbares Rad von M.B. Ryan, 1893 (espacenet.com)
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Vom November 1896 datiert ein gemeinsames
Patent Ryans und des Fahrradherstellers Dwyer aus Danbury (Connecticut), das eine Vereinfachung des ersten Patents bedeutet
und in dem auch ausdrücklich die Verwendung für die Armee erwähnt wird. Zwei Monate später stellte Ryan einen Patentantrag
auf ein drittes Faltrad, bei dem die faltbaren Ober- und Unterrohre des Rahmens – ähnlich dem Opel Doppelstabilrahmen – als
Doppelrohr ausgeführt waren.
Nicht viel später als Ryans erste Erfindung, am 22. März 1894, erschien in der holländischen
Tageszeitung "Utrechts Nieuwsblad" ein kurzer Bericht über ein von dem jungen belgischen Leutnant Decamp
erfundenes Rad, das zusammengeklappt und auf dem Rücken getragen werden konnte. Hiervon ist leider keine Abbildung bekannt.
Das Gérard-Faltrad
Viel bekannter ist dagegen das faltbare Rad des französischen
Infanteriekapitäns Henri Gérard, dessen früheste Erwähnung ebenfalls von 1894 datiert. Gérards Konstruktion war deutlich innovativer
als die Ryans, da er nicht von dem bestehenden Diamantrahmen ausging. Der Sattel des Gérard-Faltrads befand sich senkrecht
über der Hinterradachse, so dass ein auf dem Rad sitzender Soldat einfach die Beine auf den Boden stellen und z. B. schießen
konnte, ohne dass die Pedale im Weg waren. Außerdem konnte man so schneller auf- und absteigen und wurde der mittlere
Rahmenteil mit dem Scharnier als potentieller Schwachstelle viel weniger belastet. /3/
Der Einsatz des Gérard-Faltrads bei Manövern der französischen Armee verlief nach Zufriedenheit.
Auch die niederländische Armee testete zwei Exemplare, mit denen man jedoch nicht in jeder Hinsicht zufrieden war.
Hauptkritikpunkt war die Position des Sattels über dem Hinterrad, wodurch der Schwerpunkt so weit hinten lag, dass das
Vorderrad bereits beim Überfahren der Brücke vor der Kaserne in Den Haag zum Abheben neigte. Mit Verwunderung stellte man
fest, dieses Problem werde in der französischen Presse mit keiner Silbe erwähnt, obwohl die Landschaft in Frankreich doch
viel akzentuierter sei. /4/
Am Gérard-Faltrad wurden jedoch im Laufe der Zeit Änderungen und Verbesserungen vorgenommen.
Die wichtigste Änderung betraf den Einrohrrahmen, an dessen Stelle später ein Parallelrohrrahmen mit angepasster
Scharnierkonstruktion verwendet wurde.
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Verbesserte Variante des Gérard-Faltrads mit Parallelrohrrahmen
(Jim Fitzpatrick, The Bicycle in Wartime, 1998, S. 36)
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Das Lehmkuhl-Rad
Die soweit bekannt älteste niederländische Erfindung in diesem Bereich ist
das Fahrrad von Simon Lehmkuhl aus Den Haag, das ebenfalls ausdrücklich als Militärfahrrad gedacht war und für das Lehmkuhl am
18. März 1897 einen Patentantrag stellte. Streng genommen ist dies kein Faltrad, da der Rahmen weder teilbar noch zerlegbar
ist, aber Lehmkuhl nannte sein Rad dennoch ein "kettenloses und faltbares Fahrrad". Durch die zahlreichen Ideen, die
Lehmkuhl in seine Konstruktion eingearbeitet hatte, ergab sich ein sehr unkonventionelles Rad, von dem wohl, wenn überhaupt,
höchstens ein Prototyp gebaut worden ist.
Der kettenlose Antrieb bestand aus zwei Zahnrädern mit Pedal, an jeder Seite des Hinterrads
eines, die auf zwei weitere, rechts und links an der Hinterradnabe befestigte Zahnräder wirkten. Hierdurch konnte der Rahmen
extrem kurz und kompakt gestaltet werden. Außerdem war der Lenkkopf dieses Rades vertikal ausgerichtet und die Vordergabel
weit nach vorne gebogen. Um dieses Rad zu "falten" wurde einfach das Vorderrad eine halbe Umdrehung gedreht, so
dass es genau neben dem Hinterrad stand. Zu diesem Zweck musste auch die Hinterradgabel drehbar im Rahmen gelagert sein.
Dieser hintere Lenkkopf musste während des Fahrens festgestellt sein, da man sonst unmöglich mit dem Rad fahren konnte. Darüber
hinaus konnte auch der Lenker des Lehmkuhl-Faltrads beim Falten quer gestellt werden.
So innovativ diese Konstruktion auch war, das Lehmkuhl-Faltrad dürfte sehr schlechte
Fahreigenschaften besessen haben. Der Schwerpunkt lag, wie auch beim Gérard-Faltrad, zu weit hinten und das Rad hatte einen
großen negativen Nachlauf, wodurch das Vorderrad beim Fahren zum Umklappen neigte. Außerdem war der Antrieb in dieser Form
natürlich nur ohne Freilauf möglich. |
Lehmkuhl-Faltrad gemäß Patentschrift von 1897
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Das Faltrad von Leutnant van Wagtendonk
Das älteste niederländische Faltrad, das nachweislich in Serie hergestellt
wurde, ist das von Leutnant T. L. van Wagtendonk erfundene Armeerad von 1899. Es handelte sich dabei im Wesentlichen um
ein normales Herrenrad mit in der Mitte geteiltem Rahmen. An dieser Stelle befanden sich zwei vertikale Rahmenrohre mit
Scharnieren, die mit Hilfe eines oben angebrachten Griffs ent- und wieder verriegelt werden konnten. Außerdem war das Rad mit
einem Trageriemen ausgestattet, so dass es auf dem Rücken getragen werden konnte.
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Van Wagtendonk-Faltrad
in einem speziellen Burgers-Prospekt von 1900 (Archiv Velorama)
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Van Wagtendonk fuhr selbst ab Oktober 1899 auf einem solchen Faltrad.
Burgers ENR aus Deventer, die älteste niederländische Fahrradfabrik, nahm das Rad in Produktion und stellte im November
1899 in England, Deutschland und Frankreich einen Patentantrag. Auf der Ausstellung des niederländischen Verbandes der
Zweirad- und Automobilhersteller RAI im März 1900 wurde das Van Wagtendonk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Es
war für die Armee wie auch für private Abnehmer wie z. B. Leute mit kleiner Wohnung gedacht und wurde von beiden
Zielgruppen wohlwollend begrüßt. /5/ Burgers wies in einem im Oktober 1900 herausgegebenen Prospekt insbesondere auf die
Solidität der Faltkonstruktion hin, mit der dieses Rad dem Gérard überlegen sei.
Das Faltrad von van Wagtendonk - im August 1908 zum Hauptmann befördert - wurde im In- und
Ausland auf seine Kriegstauglichkeit getestet, wie beispielsweise in Frankreich, Dänemark und Russland. Ab 1901 oder 1902
baute Burgers auch eine kettenlose Version des van Wagtendonk. Neben Burgers trat in späteren Jahren auch Fongers als
Fabrikant dieses Modells auf. Über die Gesamtproduktion sind keine Zahlen bekannt. Im Dezember 1917 schenkte van Wagtendonk
dem Museum des Allgemeinen niederländischen Radfahrerbunds ANWB ein Exemplar. /6/ |
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Über ein anderes niederländisches Faltrad
ist viel weniger bekannt: das Fongers-Armeefaltrad von 1909. In dieser Konstruktion ist die bereits von van Wagtendonk genutzte
Idee eines Diamantrahmens mit in der Mitte zwei vertikalen Rohren für die Scharniere wiederzuerkennen. Fongers verwendete
jedoch viel kleinere Laufräder, was sich viele Jahrzehnte später als eine Voraussetzung für ein gut tragbares Faltrad
herauskristallisieren sollte. Nur nutzte Fongers den so gewonnenen "Platz" nicht so sehr dazu, das Rad kompakter
zu machen, sondern um Munitionstaschen im Rahmen aufzuhängen. Dennoch war diese Konstruktion ihrer Zeit weit voraus. Das Rad
wurde nicht von der Armee bestellt und es wurden soweit bekannt nur wenige Exemplare hergestellt. Eine andere Weiterentwicklung
des van Wagtendonk-Rads wurde 1915 von Fongers präsentiert, aber ebenfalls nicht in Produktion genommen. /7/ |
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Fongers-Armeefaltrad von 1909
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Auch die damals großen Fahrradhersteller Simplex
(Amsterdam) und Vierkleur (Den Haag) entwickelten um 1902 ein eigenes Faltradmodell, von denen jedoch keine Abbildungen bekannt
sind. Das Simplex-Faltrad wurde neben dem van Wagtendonk und dem französischen Gérard von der niederländischen Armee getest, es
gibt jedoch keine Belege dafür, dass je ein Faltradmodell offiziell bei der Armee eingeführt wurde.
Die Phase der Falträder für militärische Zwecke war nach dem 1. Weltkrieg größtenteils
abgeschlossen. Eine spätere Konstruktion, die sehr bekannt wurde, ist das Fallschirmspringerrad von BSA, das von der englischen
Armee während des zweiten Weltkriegs eingesetzt wurde.
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Die zweite Phase der Faltradgeschichte
In den 1920er- bis 1950er-Jahren stand bei den Erfindern faltbarer Fahrräder ein nichtmilitärischer Zweck
im Vordergrund: die Platz sparende Unterbringung des Alltagsrads im eigenen Haus, insbesondere in Großstädten. Denn ein
Fahrrad wurde noch immer als ein kostbarer Besitz angesehen, der nicht im Freien abgestellt wurde, sondern entweder in
einer gewerblichen Fahrradaufbewahrung oder zuhause.
Bemerkenswerterweise sind aus den 1920er-Jahren keine niederländischen Falträder im eigentlichen
Sinne bekannt; erst in den 1930er-Jahren tauchen verschiedene Konstruktionen auf. Das Problem sperriger Fahrräder im Hausflur
wurde zuerst anders angegangen: der Lenker war am meisten im Weg, und deshalb versuchte man, hierfür eine Lösung zu finden.
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Verdrehbarer Lenker von de Groot & Co. aus Rotterdam (De Rijwiel- en Motorhandel, 11. August 1923)
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Bei den Speziallenkern, die ab Anfang der
1920er Jahre konstruiert wurden, sind zwei Grundtypen zu unterscheiden: faltbare Lenker, bei denen die Lenkerhälften
heruntergeklappt bzw. zur Mitte gedreht werden können, und Lenker, bei denen Lenkerbügel oder Lenkerschaft schnell gelöst und
eine Viertelumdrehung verdreht werden können. Bei letztgenanntem Prinzip handelt es sich also eigentlich nicht um faltbare Lenker,
der beabsichtigte Zweck ist aber derselbe. Die faltbaren Lenker waren zum Teil auch im gefalteten Zustand abschließbar, so dass
das Fahrrad damit zugleich vor Diebstahl geschützt wurde.
Eine mögliche Gefahr, auf die die Erfinder dieser falt- oder verdrehbaren Lenker zu achten hatten,
was das unbeabsichtige Umklappen des Lenkers während der Fahrt. Eine zusätzliche Schwierigkeit war die Konstruktion eines solchen
Lenkers in Kombination mit einem Bremsgestänge. Dass Letzteres nicht immer gelang, zeigt die hier wiedergegebene Prospektabbildung
des Pomco-Lenkers von Erfinder Lambertus Pomp aus Meppel (Patentantrag 1929). Der Hersteller, die Firma Wapenaar aus Rijswijk,
montierte für das Foto einen Pomco-Lenker auf ein Simplex-Rad mit Bremsgestänge und illustrierte damit unbeabsichtigt, dass der
Lenker für ein solches Rad gar nicht geeignet war.
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Verdrehbarer Pomco-Lenker aus einem Prospekt von ca. 1930 (Archiv Velorama)
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Als Vorteile werden in dem Pomco-Prospekt neben
der einfacheren Unterbringung des Fahrrads im Haus auch dessen bessere Versendbarkeit per Bahn und das stabilere Anlehnen des
Fahrrads an eine Hauswand genannt.
Eine technisch ausgereiftere Konstruktion ist der faltbare Fahrradlenker, den Klaas de Vries,
Eigentümer der Utrechter Fahrradschlossfabrik Hopmi, 1923 erfand. Aus demselben Jahr datiert ein von Gazelle erfundener
Lenker mit drehbarer Verbindung zwischen Lenkerschaft und Gabelschaft. Außerdem gab es in den 1930er-Jahren noch den
verstellbaren Lenker der Utrechter Metallwarenfabrik Oudenrijn (UMO). In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde noch eine Reihe
weiterer Lenkerkonstruktionen patentiert, es ist jedoch unsicher, ob diese je in Produktion genommen wurden.
Erfindungen aus den 1930er und 1940er Jahren
Damit kommen wir zu den echten Falträdern aus den Jahren vor und kurz
nach dem 2. Weltkrieg. In dieser Zeit wurden nur wenige Faltradmodelle erfunden, und es fällt auf, dass keine der
größeren Fahrradfabriken Versuche in dieser Richtung unternahm. Das ist auch bei den falt- und verdrehbaren Lenkern der Fall,
mit Ausnahme des oben erwähnten Gazelle-Lenkers. Dies deutet darauf hin, dass die niederländischen Fahrradhersteller nicht
glaubten, hierfür einen lukrativen Markt zu finden.
Die Anforderungen, die Leute mit kleinen Wohnungen an ein Klapprad stellten, waren deutlich
geringer als die der Armee. Ein solches Rad brauchte nur auf normalen Straßen zu fahren und nicht über eine nennenswerte
Entfernung getragen zu werden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Erfindungen aus einem normalen Herrenrad
mit den üblichen 28-Zoll-Laufrädern bestanden, das mit Hilfe zweier Scharniere in Ober- und Unterrohr zusammengefaltet
werden konnte, ähnlich dem van Wagtendonk-Rad von 40 Jahren zuvor. Die Anstrengungen der Erfinder richteten sich in erster
Linie auf solidere oder einfachere Scharniere. Eines der wenigen erhalten gebliebenen Räder mit einer solchen Konstruktion
ist das Zerlegerad des Groninger Fahrradhändlers Thiadens.
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Thiadens-Zerlegerad aus den 1930er Jahren (Foto: Theo de Kogel)
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Es fällt auf, dass die meisten Erfinder faltbarer Lenker und Fahrräder aus
den 1920er- und 1930er-Jahren aus der Randstad, dem westlichen Ballungsgebiet der Niederlande, kamen. Das lässt sich wohl
dadurch erklären, dass hier auch die Beengtheit der Wohnungen am größten war. Aus diesem Gebiet stammen auch die Erfinder
dreier Falträder, die sich deutlich von dem gängigen Faltradkonzept eines normalen Herrenrahmens mit zwei Scharnieren
unterschieden und deshalb hier betrachtet werden sollen.
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Den Haager Faltrad aus 1934 (Het Vaderland, 17. Januar 1934)
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Die Den Haager Zeitung "Het Vaderland"
berichtete am 9. und 17. Januar 1934 von der Erfindung eines nicht namentlich genannten Einwohners, die
"verspricht, dem Problem, das die Unterbringung von Fahrrädern im Haus oft darstellt, ein Ende zu bereiten".
Es handelte sich dabei um ein Faltrad mit 12 1/2-Zoll-Rädern, das zu einem flachen Paket zusammengeklappt werden konnte.
Der eigentliche Rahmen bestand aus einem niedrigen Dreieck und war nicht faltbar. Stattdessen konnten die weit
herausragenden Rohre für Lenker und Sattel in Höhe des horizontalen Rahmenrohrs umgeklappt werden. Mit der kommerziellen
Nutzung dieser Idee wurde die Den Haager Aktiengesellschaft NV Holland-Indië Octrooi Exploitatie Maatschappij beauftragt.
Was letztlich aus dieser Konstruktion geworden ist, ist nicht bekannt.
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Ebenfalls aus 1934 stammt das Faltrad von Ing. Jacoba Stempels-van der Kloet
(Rijswijk) und Anna Veldkamp (Den Haag). Das Patent bestand eigentlich aus der Kombination zweier älterer ausländischer Patente,
auf die sich die beiden Erfinderinnen bezogen. Ausgangsbasis war ein gewöhnliches Herrenrad, das durch Herunterklappen des
Oberrohrs in ein Damenrad verwandelt werden konnte. Diese Idee stammte von einem französischen Patent von 1911. Außerdem konnte
der Rahmen mit Hilfe eines doppelten Kugelgelenks im Unterrohr nach einem Patent der Kaiserslauterer Kayser-Werke von 1916
zusammengeklappt werden. Vermutlich wurde das Rad von Stempels-van der Kloet und Veldkamp nie gebaut.
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Faltrad von Stempels-van der Kloet und Veldkamp, 1934
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Von dem Faltrad von Herman Bender aus Amsterdam existiert dagegen ein
Beweis, dass dieses zumindest als Prototyp tatsächlich gebaut wurde: es sind zwei Fotos erhalten geblieben, auf denen
das Rad abgebildet ist. Bender stellte den Patentantrag am 22. Mai 1945, also kurz nach Kriegsende. Es handelt sich
dabei um einen asymmetrischen Rahmen mit insgesamt sechs Gelenk- und Verbindungspunkten. Ziel ist laut Patentschrift
"ein Fahrrad, welches sich einfach falten lässt und in gefaltetem Zustand sehr wenig Platz einnimmt, wobei es dann
als zweirädriger Wagen mühelos am Lenker festgehalten und geschoben werden kann, so dass das Rollen über Treppen, in
schmalen Gängen und Aufzügen und das Abstellen in Schränken ohne Anstrengung erfolgen kann".
Bender arbeitete zwei Varianten seines Faltrads aus: eines mit gewöhnlichem Diamantrahmen
und Laufrädern normaler Größe und eines mit kleinen Laufrädern und einem Rahmen mit niedrigem Durchstieg. Beiden Varianten
war gemeinsam, dass sich Vorder- und Hinterrad im gefalteten Zustand nebeneinander befanden. Nach dem Lösen einer
Verriegelung konnte der Rahmen wie eine Schere um einen Drehpunkt beim Tretlager herum zu einem kompakten und gut
hantierbaren Paket aus parallelen Rohren zusammengeklappt werden.
Das Bender-Faltrad war zum damaligen Zeitpunkt die technisch fortschrittlichste
niederländische Faltradkonstruktion. Besonders die Version mit kleinen Laufrädern war aus heutiger Sicht sehr modern,
wobei anzumerken ist, dass Bender die Grundform dieses Rahmens von einem französischen Patent von 1924 übernommen hatte.
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Herbert Kuner, © 2009 ...
All rights reserved.
Last update: 30.12.2009
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