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Geschichte
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Union Exportprospekt
Union Exportprospekt, ca. 1954

 


Chronologie


1904: Berend Jan van den Berg, dessen Vorfahren generationenlang Müller waren, lässt sich am 27. Juli 1904 in Den Hulst an dem Flüsschen Dedemsvaart (Gemeinde Nieuwleusen) als Fahrradhändler nieder und gründet außerdem einen Holz- und Baumaterialienhandel. Anfänglich importiert er Orion- und Möwe-Fahrräder aus Deutschland.

1906: Das Unternehmen wird zu einem Großhandel für Fahrräder und Fahrradteile ausgebaut. J. van den Berg und E. van den Berg steigen als Gesellschafter in das Unternehmen ein.

1911: Union beginnt mit einer eigenen Fahrradfertigung. Die Rahmen werden in der ersten Zeit noch von Gazelle gekauft. Schon bald arbeiten etwa 100 Beschäftigte bei Union.

1917: Der Union-Prospekt von 1917 zeigt, dass Union alles zu bieten hat, was eine echte Fahrradfabrik bieten können muss: verschiedene Damen- und Herrenmodelle, Rennräder, Transporträder, Räder mit Rillenkugellagern als Tretlager und auf Wunsch auch farbig lackierte Fahrräder (beigegrau).

1920: Die Gesellschaft wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die Union Rijwielfabriek vorm. B.J. van den Berg. Die Fahrradproduktion liegt bei 3.000 Stück pro Jahr.

1936: Nach dem Tod von E. van den Berg (1934) und B.J. van den Berg (1936) wird dessen Sohn B.J. van den Berg Generaldirektor. Später werden auch die beiden anderen Vorstandsposten von der zweiten Generation der Van den Bergs eingenommen. Union behält alle drei Unternehmensbereiche noch Jahrzehnte lang bei: Fahrradfabrik, Fahrradgroßhandel und Baumaterialienhandel. Darüber hinaus werden nach dem 2. Weltkrieg bei Union auch Haushaltsgeräte gefertigt

 

Union "Ballon" 1939: Im Prospekt von 1939 fällt neben dem Modell "Sport", das Ende der 1930er Jahre auch bei vielen anderen Fahrradherstellern auftauchte, vor allem das Modell "Ballon" mit 26"-Ballonreifen auf. Dieser Fahrradtyp eignet sich besonders für die schlechten Straßen und Wege auf dem Land und ist in den 1930er Jahren auch in Deutschland sehr beliebt. In den Niederlanden gibt es nur wenige Anbieter von Ballonrädern.

1950: Union bringt das Union-Kreuzrahmenrad heraus. Ein Jahr später beginnt Union auch eigene Mopeds herzustellen. Der Motorblock hierfür wird jedoch zugekauft.

1955: Union wird eine offene AG. Der Baumaterialienhandel wird verselbstständigt.

1964: Im Zuge der aufkommenden Faltradmode bringt Union das auffällige Modell "Strano" auf den Markt. Kein echtes Faltrad, sondern ein nur 55 cm langes Fahrrad. Der Fachzeitschrift "Fietsenwereld" zufolge (1963) war das Rad eine Erfindung von B.J.M. Overing, der eineinhalb Jahre daran gearbeitet hatte. In Italien war dieses Modell jedoch schon im 2. Weltkrieg unter dem Namen Velocino bekannt. Und einem Artikel der englischen Fachzeitschrift "Cycling" von 1931 zufolge stammt dieses Rad ursprünglich aus Belgien. Für Union bringt das Strano keinen Erfolg, sodass die Herstellung bereits 1965 wieder eingestellt wird.

 

Union Strano, 1964

Union Strano-Prospekt, 1964

 

1966: Im September 1966 baut Union ihr einmillionstes Fahrrad, bei einer Jahresproduktion von 75.000 Rädern.
Kurz darauf kündigt Union eine Kooperation mit der Firma Kaptein aus Amsterdam/Arnheim an. Der gemeinsame Name lautet "Rijwiel- en Motorindustrie Unikap N.V.". Kaptein importiert in der Zeit die Mobylette-Mofas von Motobécane aus Frankreich. 1973 wird die Kooperation aufgehoben, Union benutzt den Namen Unikap jedoch noch bis 1984.
In den 60-er Jahren stellt Union auch Räder unter den Marken Arizona und Savoy her.

1973: Zum 1. September tritt H.G. van den Berg im Alter von 62 Jahren als Vorstand von Unikap zurück. Nach zwei Generationen wird das Unternehmen jetzt nicht mehr von der Familie Van den Berg geleitet.
Im gleichen Jahr wird die Fabrik in Nieuwleusen modernisiert und erweitert. In der neuen Lackstraße wird jetzt mit Pulverlack gearbeitet. Die Zahl der Beschäftigten beträgt etwa 300.

1976: Bei einem großen Brand wird das alte Hauptgebäude von Union völlig zerstört.

1992: Union schließt als erste der großen niederländischen Fahrradfabriken den eigenen Rahmenbau und kauft die Rahmen künftig beim eigenen Tochterunternehmen Rijwielframefabriek Janssen BV in Venlo, das jedoch nach etwa fünf Jahren in Konkurs gerät.

1993: Union übernimmt die Marke Rivel der gleichnamigen Fahrradfabrik aus Surhuisterveen. Rivel wird jetzt eine Untermarke von Union.

 

Union "Comfort" mit Schwanenhalsrahmen Als soweit bekannt einziger niederländischer Fahrradhersteller verkaufte Union in den 1970er bis 1990er Jahren in den Niederlanden Damenräder mit Schwanenhalsrahmen. Gazelle verkaufte sie in den 1960er zwar ebenfalls, aber nur als Exportmodell für den deutschen Markt.

 

 

Schwierige 1970er und 1980er Jahre

Ende der 1970er Jahre stieg die Jahresproduktion bei Union auf über 200.000 Räder. Trotzdem hatte das Unternehmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen - Schwierigkeiten mit dem CBR und Schwierigkeiten mit dem eigenen Vorstand.

     Das CBR (Zentralbüro für die Fahrradbranche) war ein Kartell, das jahrzehntelang die gesamte niederländische Fahrradbranche von den Herstellern bis zum Einzelhandel dominierte. Es wurden bindende Abmachungen getroffen, nicht nur über die Preise, sondern auch darüber, wer was durfte und was nicht. Lieferungen an Nichtmitglieder des CBR waren streng verboten. Union verstieß Ende der 1970er Jahre immer wieder gegen diese Regeln. Handelsketten boten plötzlich Union-Räder zu einem günstigeren Preis an, und die offiziellen Union-Händler standen in den Augen der Verbraucher als Preistreiber da. Schließlich trat Union aus dem CBR aus und kam daraufhin in Schwierigkeiten, weil es von der Fahrradbranche boykottiert wurde. Am Rande des finanziellen Abgrunds beugte sich Union dem Druck und wurde es mit einer ausgewechselten Geschäftsführung wieder unter die Fittiche des CBR aufgenommen. Der Ruf von Union unter den Fahrradhändlern war danach noch lange Zeit geschädigt.

     Die 1970er und 1980er Jahre waren für viele Fahrradfabriken eine schwierige Zeit. Auch Union verbuchte große Verluste, konnte sich aber behaupten. Bis sich herausstellte, woher die Verluste bei Union kamen: Zwei Geschäftsführer hatten sich bereichert, indem sie auf illegale Weise Gelder aus dem Unternehmen geschleust hatten. Aber wie eine Katze mit sieben Leben überstand Union auch diese schweren Jahre.

     Die "Volkskrant" fasste diese Zeit in einem Artikel vom 10. September 1999 wie folgt zusammen:

Die Akte von Union steht voller Skandale und Geschichten über wechselnde Geschäftsführungen, Reorganisationen, Dumpingfälle, missglückte Fusionen, Beinahe-Konkurse, ideenlose Manager und Unfrieden im Betrieb.

Union pflegte auch weiterhin die Tradition der Belieferung unerwünschter Marktparteien: kein anderer renommierter niederländischer Markenhersteller lieferte über lange Zeit hinweg so viele Fahrräder an branchenfremde Abnehmer wie beispielsweise Warenhäuser. Im September 2001 strengte die Einkaufsgemeinschaft Euretco einen Prozess gegen Union an, weil Union angeblich nach den Euretco-Spezifikationen gebaute Fahrräder zu einem niedrigen Preis an die Fahrradladenkette Megabike geliefert hatte. Ergebnis: Euretco wurde das Recht zugesprochen, fällige Zahlungen an Union in Höhe von umgerechnet 350.000 Euro zurückzuhalten und der Euretco-Geschäftsführer durfte auch weiterhin öffentlich behaupten, dass Union ein "unzuverlässiger Partner" sei.

Von Hand zu Hand zu Winning Wheels

In den 1990er Jahren "eierte" Union weiter. Das Unternehmen wurde mehrmals von einem Konzern an den nächsten weiterverkauft und schrieb in den meisten Jahren rote Zahlen.

     1997 wurde Rob van der Linden, Eigentümer des Handelsunternehmens Koch Kleeberg BV, mehrheitlicher Anteilseigner von Union. Damit wurde Union ein Teil der Winning Wheels Holding von Van der Linden, unter die eine Reihe von Unternehmen der Zweiradbranche fallen. Unter seiner Leitung wurde bei Union ein neuer Weg eingeschlagen.

Union-Anzeige 2001
Geschmackvolle, ganzseitige Anzeige, mit der Union 2001 warb. Häuslich und stilvoll, aber was für ein Produkt wird hier eigentlich angepriesen und von wem?

Imageproblem, frischer Wind, Konkurs, Durchstart

An der Marke Union haftet schon immer das Image eines "Bauernrads". Es wird viel auf dem Land verkauft und hat eine sehr gesetzte Ausstrahlung. Ein Image wie das von Gazelle oder Batavus konnte Union nie erreichen, vielleicht auch deshalb, weil Union deutlich kleiner ist als diese beiden Konkurrenten und zugleich im gleichen Marktsegment operiert.

     Deshalb wurden unter der Leitung von Van der Linden die teuren Modelle aus dem Programm genommen und wurde Union zugleich ein Facelift verpasst. Das Image sollte aufpoliert werden, wobei als Zielgruppe besonders wohlhabende Käufer ab vierzig anvisiert wurden. Die Entwicklung des ansprechenden "Double easy"-Rahmens, einer neuen Variante des Kreuzrahmens, sorgte in den 1990er Jahren für ein eigenes Gesicht der Union-Räder im Bereich der City Bikes.

     Aber auch diesen Versuchen war kein Glück beschieden. Im Gegensatz zu dem neuen Image war die Fabrik in Nieuwleusen sehr veraltet. Zum Entsetzen der Belegschaft kündigte Van der Linden im September 2001 an, dass die Fertigung in Nieuwleusen geschlossen und zum 300 km südlich im belgischen Maasmechelen ansässigen Massenproduzenten United Bicycles verlegt werden sollte. Wer seine Stelle behalten wollte, konnte dort weiterarbeiten. Gut einen Monat später zog sich United Bicycles jedoch aus finanziellen Gründen aus diesem Deal zurück. Daraufhin bot sich Union noch bei Accel/Batavus in Heerenveen zur Übernahme an, jedoch ohne Erfolg. Schließlich stellte einer der Lieferanten von Union, Sachs FMT in Nürnberg, einen Konkursantrag. Am 20. November kam es zum Konkurs.

     Für die Übernahme von Union oder eines Teils des Unternehmens gab es eine handvoll Anwärter. Zur Überraschung vieler fiel die Entscheidung des Konkursverwalters schließlich auf Larcom aus Ommen. Larcom war ein Arbeitsbeschaffungsprojekt, in dem schwer vermittelbare Gruppen Arbeit fanden. Das Unternehmen erledigte schon seit Jahren Montagearbeiten für Union und war zugleich ein großer Gläubiger. Larcom machte mit Union einen Durchstart, wobei ein Drittel der früheren Union-Beschäftigten übernommen wurde.

2003: Die Fertigung wird in ein anderes, moderneres Betriebsgebäude in Nieuwleusen verlegt. Union versucht, sich von der Konkurrenz dadurch abzuheben, dass Fahrräder nach den persönlichen Wünschen der Kunden zusammengestellt werden. Für die Fertigung erweist sich das als eine große Herausforderung, während die Verkaufszahlen dadurch nicht steigen.

2005: Union, das in den letzten Jahren ständig mit Absatzproblemen zu kämpfen hatte, wird von Larcom an Dutch Bicycle Group (DBG) aus Schiedam verkauft, ein Fabrikant von Billigrädern für u. a. Baumärkte und Ladenketten. Nur die Fertigung bleibt über einen 3-Jahres-Vertrag vorläufig in Händen von Larcom in Nieuwleusen. Dieser Schritt markiert de facto das Ende von Union als eigenständiger Fahrradfabrik.

 

Rahmennummern


Bis zum einmillionsten Fahrrad 1966 nummerierte Union soweit bekannt durchlaufend. Dann kamen verschiedene Nummerserien nacheinander, teil mit und teils ohne Buchstaben.

 

Haben Sie ein altes Union-Fahrrad? Dann fügen Sie es zur Fahrraddatenbank hinzu! Mehr Informationen zu dieser Datenbank finden Sie hier.

Ein Stück des Union-Reklamelieds "Union - dat is pas fietsen" zum herunterladen (27 s / 320 kB).

 

 

 

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Last update: 23.08.2023