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Hopmi-Logo (1921)


Die Hollandsche Patent Metaalindustrie

Einleitung

Die Hollandsche Patent Metaalindustrie (Hopmi) war ein in Utrecht ansässiger Zulieferer für die Fahrradindustrie. Utrecht, die zentral in den Niederlanden gelegene, viertgrößte Stadt des Landes, war nie ein ausgesprochener Industriestandort und beherbergte somit auch nur wenige Firmen der Fahrradbranche mit landesweiter Bedeutung. Hopmi war jedoch ein solches Unternehmen, das eine in mehrerlei Hinsicht bemerkenswerten Geschichte hat: als Teilehersteller für die Fahrradbranche stellte Hopmi interessante Produkte her, und die Entwicklung des Unternehmens als solches verlief in den gut vier Jahrzehnten, über die sie sich erstreckt, sehr wechselhaft und ereignisreich.

Hopmi Uhrschloss
Hopmi Uhrschloss

 

zusammenklappbarer Hopmi-Lenker
Bei dem zusammenklappbaren Hopmi-Lenker konnten die beiden Lenkerhälften nach unten weggeklappt werden. Damit nahm ein abgestelltes Fahrrad weniger Platz in Anspruch. Achten Sie auch auf die komplizierte Konstruktion des Bremsgestänges!
Quelle: De Katholieke Illustratie, 27. September 1923

 

Die Gründer: Familie De Vries

Die Geschichte der Utrechter Fahrradschlösserfabrik Hopmi beginnt mit dem Techniker Klaas de Vries Cz. aus Zaandam. Er ließ sich 1911 mit seiner Frau und seinen vier Söhnen und zwei Töchtern in Utrecht nieder. In den darauf folgenden fünf Jahren zog er dreimal um und schrieb er zwei Konkurse auf seinen Namen. Am ersten Konkurs 1912 war auch sein ältester Sohn Anthonie Hendrik beteiligt, der zweite Konkurs folgte 1916. Um welche geschäftlichen Tätigkeiten es sich hierbei handelte, ist nicht bekannt. Für De Vries war dies jedenfalls kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Er hatte bereits im Juni 1916 einen Patentantrag für ein als Zahlenschloss ausgeführtes Fahrradschloss gestellt, und 1917 war dieses Schlosses fertig entwickelt. So wurde im Wohnhaus der Familie De Vries, einem großen Eckhaus an der Biltstraat 150, die Hollandsche Patent Metaalindustrie gegründet. Die Adressbücher weisen den 26-jährigen zweiten Sohn von Klaas, Cornelis de Vries, als Eigentümer aus. Dies steht zweifellos mit der Konkurserklärung über Klaas de Vries von 1916 im Zusammenhang.

     Das Fahrradschloss von Klaas de Vries wurde als so genanntes Uhrschloss ("klokslot") verkauft. Es bestand aus einem U-förmigen Bügel, an dessen Enden sich zwei Zahlenschlösser mit der Form einer Uhr befanden, zwischen denen sich der Riegel befand. Das linke Zahlenschloss hatte zwei Zeiger mit je zwölf Positionen, das rechte Schloss hatte nur einen Zeiger. Insgesamt hatte das Uhrschloss damit 12^3 = 1728 Permutationen (Kombinationsmöglichkeiten) - deutlich mehr als die 1000 Permutationen bei vielen anderen Zahlenschlössern. Das Uhrschloss wurde an der Sattelstrebe des Fahrradrahmens montiert.

     De Vries war mit seinem Schloss sehr erfolgreich. Es war eines der ersten wirklich brauchbaren Fahrradschlösser, die in den Niederlanden angeboten wurden. Außerdem gab es zum Ende des 1. Weltkrieges einen erhöhten Bedarf an Fahrradschlössern: wegen des Reifenmangels lohnte es sich schon allein wegen der Reifen, ein Fahrrad zu stehlen. Deshalb dauerte es nicht lang, bis viele Fahrradhändler und auch einige Fahrradhersteller wie z. B. Burgers alle ihre zum Verkauf angebotenen Fahrräder mit einem Uhrschloss ausrüsteten.

     In den ersten Jahren war die Hollandsche Patent Metaalindustrie ein sehr rühriges Unternehmen. Bereits ein Jahr nach der Gründung zog der Betrieb um in ein frei gewordenes Industriegebäude an der Wolvenstraat 6 - 8. In den 20er-Jahren stellte man neben Fahrradschlössern auch andere Fahrradkomponenten her, wie Gepäckträger, Sättel und den zusammenklappbaren Hopmi-Lenker. Bei diesem Lenker konnten die rechte und die linke Lenkerhälfte nach unten geklappt werden, so dass sich das Rad leichter transportieren und abstellen ließ. Diese Erfindung von Klaas de Vries von 1923 war lediglich eine Verbesserung von bereits existierenden, vergleichbaren Lenkern. Große Stückzahlen sind von diesem Lenker vermutlich nicht produziert worden; es sind nur wenige erhalten gebliebene Exemplare bekannt. 1925 beanspruchte De Vries ein Patent für einen Gepäckträger mit aufklappbarem Ständer, wie diese auch heute noch hergestellt werden. Auch hierbei handelte es sich nur um eine Verbesserung bestehender Gepäckträger mit Ständer.

     Zurück zu 1921. In diesem Jahr zog die Hollandsche Patent Metaalindustrie erneut um, diesmal in ein Fabrikgebäude an der Jan Meijenstraat 50 - 52 mitten im Utrechter Arbeiterviertel Wijk C. In diesem Gebäude war bis dato die Dampfgrobschmiede P.H. Hörmann niedergelassen, die große Metallkonstruktionen baute und nun an den Rand der Stadt umsiedelte. Wenige Monate später zog auch der dritte Sohn von De Vries, Herman, in das Fabrikgebäude an der Jan Meijenstraat um, und drei Jahre später eine seiner Töchter mit Schwiegersohn. Aus den Angaben in alten Adressbüchern geht immer wieder indirekt hervor, dass praktisch die ganze Familie De Vries in das Unternehmen eingebunden war.

 

Jan Meijenstraat 50-52

Firma P.H. Hörmann in der Jan Meijenstraat 50-52, Ecke Oranjestraat (1913). Hier ließ
sich später Hopmi nieder. Die Gebäude bestanden aus Büros und
Werkswohnungen mit dahinter liegender Fabrikhalle. (Foto: Volksbuurtmuseum Wijk C)

 

Intensive Werbung und hohe Qualität verschafften der Hollandsche Patent Metaalindustrie Anfang der 20er-Jahre einen guten Ruf. Dafür spricht auch die Tatsache, dass mit der Groninger Fahrradfabrik Fongers eines der angesehensten Unternehmen der Branche die Generalvertretung für die Uhrschlösser für die Niederlande übernahm. Gleichzeitig exportierte man in diverse Länder. In dieser Zeit taucht übrigens auch erstmals die Abkürzung Hopmi für Hollandsche Patent Metaalindustrie auf.

 

Telefonschloss

 

Neben dem Uhrschloss, das Wiederverkäufer nicht unter dem festen Einzelhandelspreis von f 5,25 verkaufen durften, verkaufte Hopmi auch ein so genanntes Telefonschloss, das für nur f 3,- zu haben war. Dieses Zahlenschloss mit 10^3 = 1000 Permutationen war eine Erfindung eines Konkurrenten von Hopmi, der NV Plaatmetaalindustrie Van Mouwerik & Bal aus Zeist. Es war angeblich im Vergleich zum Uhrschloss eine Verbesserung, da es nicht von Unbefugten nach Gefühl geöffnet werden konnte. Der erste Patentantrag hierfür wurde am 20. Oktober 1919 eingereicht, ein Patent für eine Verbesserung am 13. März 1922, und am 1. April 1922 wurde in Zeist die Telephone Lock Company als Handelsunternehmen aus der Taufe gehoben. Die Gesellschafter waren Pieter van Mouwerik und Kees Bal, und als Handlungsbevollmächtigter steht in der Urkunde: Anthonie Hendrik de Vries, der älteste Sohn von Klaas de Vries. Aus den Archivunterlagen ist nicht zu klären, in welcher Beziehung Hopmi und Van Mouwerik & Bal zueinander standen. Fest steht, dass beide Firmen identische Telefonschlösser verkauften, die bei Van Mouwerik & Bal jedoch wesentlich teurer waren, wie aus den hier abgebildeten Anzeigen zu entnehmen ist. Beide Unternehmen warnten dabei vor Nachahmern.

 

Telefonschloss

Telefonschloss: links von Hopmi, rechts von Telephone Lock Cy. (ca. 1923)

 

Erwähnenswert ist noch ein Patent von Van Mouwerik & Bal von Anfang 1923. Es handelt sich um ein Zahlenschloss mit ringförmigem Riegel. Bei diesem Schloss handelt es sich, soweit bekannt, um das zweitälteste niederländische Patent für ein Ringschloss, das in Serie hergestellt wurde. Ringschlösser wurden später in den 30er-Jahren die gängigste Konstruktion für Fahrradschlösser (als Zahlenschloss oder als gewöhnliches Schloss).

 

Ringschloss von Van Mouwerik & Bal

"Telephone"-Ringschloss von Van Mouwerik & Bal

 

Im Januar 1924 wurde die Hollandsche Patent Metaalindustrie umgewandelt in die N.V. Metaal Industrie "Het Klokslot" mit Gebäuden an der Jan Meijenstraat 50/52 und der Oranjestraat 17. Die Vorstände waren Klaas und Cornelis de Vries, als Aufsichtsratsmitglieder traten C.S. van Dobben de Bruyn, Robert van Woelderen und Willem van Laar auf. Vermutlich brauchte die Familie De Vries Geld um das Unternehmen aufrechtzuerhalten oder zu erweitern und waren die Aufsichtsräte zugleich Geldgeber.

     Was im Einzelnen geschah, ist nicht mehr zu ermitteln, fest steht jedoch, dass die junge NV (niederl. Aktiengesellschaft) schon neun Monate später in Konkurs ging. Das war jedoch weder für Hopmi noch für die Arbeit der Familie De Vries das Ende. Ein halbes Jahr nach dem Konkurs, im April 1925, wurde das Unternehmen als "Slotenfabriek Hopmi" weitergeführt, und 1929 wurde es wieder in eine NV umgewandelt. Als Vorstand trat Willem van Laar auf, Van Woelderen und Van Dobben de Bruyn bildeten den Aufsichtsrat. Der Name De Vries kommt in der Urkunde von 1925 nicht mehr vor. Van Laar unterhielt zusammen mit seinem Bruder einen Eisenwarenhandel an der Catharijnesingel und sollte Hopmi für die kommenden 20 Jahre in Händen haben. Die laufende Geschäftsführung überließ er jedoch immer anderen. Vermutlich ist die Beteiligung von Van Laar an Hopmi auf eine schon länger bestehende Geschäftsbeziehung zurückzuführen, da beide Unternehmen derselben Branche angehörten.

     In den ersten Jahren war die Familie De Vries noch für Hopmi tätig. 1926 zog Klaas de Vries sogar noch mit seinen Söhnen Cornelis und Klaas (jr.), die mit den Berufsbezeichnungen "Fabrikant" und "Monteur Schlösserfabrik" in den Adressbüchern stehen, in der Jan Meijenstraat 50 ein, jedoch nur für einige Monate. Als letzter zog der Schwiegersohn von De Vries 1927 aus der Jan Meijenstraat weg.

     Den Archivunterlagen ist noch zu entnehmen, dass Anthonie Hendrik de Vries 1931 Geschäftsführer der Telephone Lock Company in Zeist wurde und sein Vater Klaas 1935 im Alter von 72 Jahren den Posten eines Aufsichtsratsmitglieds in diesem Unternehmen bekam. Aus alledem ergibt sich von Hopmi-Gründer Klaas de Vries das Bild eines tatkräftigen Technikers, der angesichts seiner wiederholten Konkurse als Unternehmer nicht sehr erfolgreich war.
 

 

 

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Last update: 7.5.2013